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Leseprobe Malerweg
Eine Leseprobe aus dem Bildband โAuf dem Malerwegโ
Im einleitenden Essay โInspiration Sรคchsische Schweizโ schreibt Hans Joachim Neidhardt: โDie Wogen der Gefรผhle schlugen hoch bei den ersten Wanderern und Reisenden, die im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts die Naturbildungen des sรคchsischen Elbsandsteingebirges mit seinen hohen Felsen und tiefen Schluchten bestaunten. Da tat sich 30 Kilometer vor den Toren der sรคchsischen Residenz eine bis dahin nahezu unbekannte Welt bizarrer Gelรคndeformen und botanischer Vielfalt auf, die man bisher kaum wahrgenommen hatte. Die Emotionen schwankten zwischen Schrecken und Entzรผckenโฆ
Von Johann Gottfried Jentzsch, der selber aus der Sรคchsischen Schweiz stammt, gibt es eine Radierung, wo vor dem Felsentor des Uttewalder Grundes eine Gruppe von Damen und Herren gestenreich und offensichtlich vom Natureindruck รผberwรคltigt, agieren. Wir wรผrden heute agen: รผberreagiert. Solch theatralische Emphase gehรถrt eigentlich noch der Epoche der Empfindsamkeit an und galt um 1800 โ auรer im konservativen Dresden โ als รผberwundene Modeerscheinung โฆ
Ein Herr Eberhard, der sich auch Lafleur nannte, echauffierte sich hier 1798 รผber die Maรen, nannte diesen Ort โabscheulichโ und meinte, โโฆ dass es in Sibirien und bei den Tรผrken nicht grausamer aussieht, als in dem Udewalder Grunde.โ So war das nachmals berรผhmte Felsentor offensichtlich Auslรถser widersprechender Emotionen. Den Kรผnstler wiederum hat das Motiv interessiert, das spรคter auch Caspar David Friedrich wiederholt beschรคftigt hatโฆ
So war die Landschaft der Sรคchsischen Schweiz seit der Zeit ihrer Entdeckung nicht nur Motivarsenal fรผr tourismusorientierte โProspektenschmiedeโ, sondern immer wieder auch Quelle inspirierender Impulse fรผr Kรผnstler, die mehr in ihr sahen und fanden, als nur schรถne Blicke: โAnregung fรผr Maler, Zeichner und Fotografen, deren subjektive Deutungen und expressive Auslegungen in die Kunstgeschichte eingegangen sind.โ
Matthias Griebel berichtet mehr aus kultur- und wirtschaftshistorischer Sicht โVon denkwรผrdigem am Wegeโ: โDem Besucher der Sรคchsischen Schweiz bietet sich ein einmaliges Landschaftserlebnis darโฆ
Was Wunder, dass solch Bilderreichtum im Erleben der Sรคchsischen Schweiz dominiert. Die geschichtlichen Besonderheiten oder die Befindlichkeiten und Beschwernisse der Bewohner, die hier seit alters her in ihren Siedlungen leben und arbeiten, offenbaren sich nur mehr in Andeutungen. Daher mรถgen einige Gedankensplitter, sozusagen den Spuren des Wanderweges abgelesen, manche Merkwรผrdigkeiten erhellen und Anregung bieten, anhand einschlรคgiger Darstellungen das Schauerlebnis Sรคchsische Schweiz abzurunden und zu vertiefenโฆ
In den Dรถrfern der Region wurde vor allem eine nicht besonders ertragreiche Landwirtschaft betrieben, allerdings erlangte der Flachsanbau eine gewisse Bedeutung. Damit entwickelten sich รถrtlich Weberei und Textilgewerbe, das aber im Zuge der anderwรคrts erblรผhenden Textilindustrie im 19. Jahrhundert wieder zum Erliegen kam. Natรผrlich nรคhrten sich die Bewohner auch von Handwerk und Gewerbe โ sogar das heimliche โPaschenโ รผber die Grenze brachte Gewinnโฆ
รber den einst im groรen Umfang ausgeรผbten Flรถรereibetrieb kรถnnen wir Heutigen uns kaum noch Vorstellungen machen, ist doch jenes Stromgewerbe seit fast hundert Jahren von der Elbe vรถllig verschwunden. Es war der immense Bedarf an Bau- und Brennholz, vor allem der Stรคdte, der aus den riesigen bรถhmischen wie sรคchsischen Wรคldern gedeckt wurde und den Holzfรคllern, Platzarbeitern, Floร- und Ruderknechten zu einigem Auskommen verhalfโฆ
Im Kirnitzschtal wurde von den Arbeitern, die Holzmacher und Flรถรer in einem waren, lediglich โwilde Flรถรereiโ betrieben, bei welcher die Stรคmme bachabwรคrts zu den Sammelplรคtzen geflรถรt wurdenโฆ Die grรถรten Transporteinheiten aber waren die so genannten โMagdeburger Bรถdenโ. Sie bestanden aus mehreren miteinander verbundenen Floรtafeln, diese wiederum aus einigen Lagen Stรคmmen รผbereinander und erreichten oft eine Lรคnge von 130 Meter. Obenauf transportierte man auรerdem noch Bretter und Klotzholz. An Deck befand sich auch die Schutzhรผtte, in welcher sich die Besatzung, die 24 Mann betrug, auch die Verpflegung bereitete. Der Kuriositรคt halber sei erwรคhnt, dass auch die โHeidelbeerweiberโ die Flรถรe gern als billige Mitfahrgelegenheit nutzten, ihren Ertrag in den Stรคdten zu verhรถkern. Eine solche Floรfahrt nach Magdeburg dauerte zwischen vier Tagen und einer Woche,โฆ Der Rรผckweg der Mannschaft erfolgte zu Fuร, erst spรคter mit der Eisenbahn, die 1848 bis Pirna, 1850 bis Krippen und ein Jahr spรคter bis ins Bรถhmische fertig gestellt war.
Weiteren Broterwerb bot die Elbe den Bewohnern durch ihren Fischreichtum, im Fรคhrbetrieb und vor allem gab es einen stรคndigen Bedarf an Schiffsziehern. Diese โBomรคtscherโ treidelten auf dem lรคngs der Elbe hinfรผhrenen โLeinpfadโ die auch mit Segeln besetzten Lastschiffe per Hand stromauf. Erst mit Einfรผhrung der Dampfschifffahrt ging diese Erwerbsquelle verloren.โ