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Denkmalpflege aus privatem Antrieb
Weinberghรคuschen am Kรถrnerweg erneuert โ das alte Ortssiegel von Loschยญwitz zeigt das biblische Sinnbild der beiden Kundschafter, die eine รผbergroรe Weintraube herbeitragen, als Nachweis fรผr das Gelobte Land. Dieses Dorfwappen wird noch heutzutage durch die Kirchgemeinde als Stempel oder Signum genutzt.

Dass die Loschwitzer Elbhรคnge mit ihrer Sรผdlage einst dem Weinanbau dienten, daran erinnern die Winzerstraรe an der Schule, die Winzersรคule am Veilchenweg, die Weinpresse im Kรถrnerhaus, vor allem aber der wiedererstandene Dinglinger-Weinberg, aber auch der Name โEckbergโ fรผr den einstigen Rebhang an der Ecke zum Stechgrund und ganz am Ende der Loschยญwitzer Flur der Weinberg unterhalb des Lingnerschlosses.
In diese Reihe gehรถrt aber auch das in den letzten Jahren grundlegend restaurierte Weinbergsยญhรคuschen รผber der Elbpforte des Grundstรผcks โRosenhofโ am Kรถrnerweg inย Hรถhe der heutigen Hafeneinfahrt. Das Alter des kleinen Fachwerkgebรคudes lรคsst sich nicht genauer bestimmen. Ein Aquarell von Friedrich August Laurin vom Loschwitzhang, datiert mit 1789, lรคsst die Elbpforte mit dem Haus darรผber gut erkennen. Laurin war ein Schรผler von Adrian Zingg, dem unlรคngst eine Ausstellung im Dresdner Kupferstichkabinett gewidmet war.

Foto: H.-Chr. Hoch
Die schlichte Schรถnheit des Gebรคudes mit den rot getรถnten Balken und den vier Fenstern lรคsst an ein biedermeierliches Teehรคuschen fรผr die gesellige Nutzung durch die Eigentรผmer mit ihren Gรคsten denken. Die spรคtere Hafenmole (1864) muss man sich wegdenken. Vorher lag das Weinbergshรคuschen direkt am Elbufer mit dem Blick auf die kleinen oder auch grรถรeren Segelschiffe. Der behagliche, fast anheimelnde Innenraum in den Abmessungen eines kleinen Salons erinnert an ein Eldorado des empfindsamen Zeitalters. Jedenfalls ist es ein Ort der Stille, den man sich im matten Schein der Kerzen vorstellen muss โ ohne Autolรคrm und ohne Dampfergerรคusche. Aber die praktische Nutzung fรผr die Mitarbeiter im Weinberg ist auch deutlich: Ein schรผtzendes Dach bei Unwetter und Blitzschlag, ein Verlieร fรผr die wertvollen Gerรคte und Werkzeuge (ein kleines โZeughausโ), ein Raum zum Umziehen nach getaner Arbeit.
Die heute noch erhaltenen Weinbergshรคuschen, z. B. in der Lรถรnitz und an der Unstrut, sind allerdings niemals am Fuรe, sondern auf der Hรถhe des Weinยญ- berges wegen des รberblickes auf die Rebhรคnge und wohl auch wegen des Fernblickes dort errichtet worden.
Auf den Hang und damit auf die Hรถhe des Weinbergs fรผhrt die gut erhaltene

Weinbergstreppe mit รผber 220 Stufen. Das Hauptgebรคude โ einst Solitude genannt โ birgt noch heute den tiefen Weinbergskeller und daneben das Brunnenhaus โ auch ein Fachwerkgebรคudeย โ mit dem sehr tief aus Sandstein gemauerten Weinbergsbrunnen von 1723 mit einer Tiefe von ungefรคhr 41 Metern.
Die Eigentรผmer des Grundstรผcks sind seit der Zeit des 30-jรคhrigen Krieges im Grundbuch von Loschยญยญwitz (Staatsarchiv Dresden, Loschwitz 453, Bl.328, Flurstรผck 269) aufgefรผhrt. Der erste Besitzerwechsel ist 1627 dokumentiert. รber ein Jahrhundert lang war die Familie Gรผntz Eigentรผmer. Der bedeutende Dresdner Mรคzen Friedrich Justus Gรผntz (1801โ1875) begrรผndete die erste Dresdner Zeitung, denย Dresdner Anzeiger. An ihn erinnerte ebenfalls die Gรผntzstraรe, die Gรผntzstiftung, das Gรผntzbad (und sein leider zerstรถrtes Grab auf dem Eliasfriedhof).

Die Initiative zur Rettung des in seiner Kubatur erhaltenen, aber sonst ziemlich maroden Elbhรคuschens ging von dem jetzigen Besitzer, Dr. med. Hans-Christian Hoch, aus und war praktisch ein Wiederaufbau von Grund auf, mit vielen fleiรigen und kunยญdigen Mitarbeitern und Handwerkern. So war es mรถglich, den darunter liegenden Zugang mit einem Korbgewรถlbe zum Kรถrnerweg in seinem Bestand zu sichern und das Fundament mit den originalen Sandsteinen zu erhalten. Ebenso gelang es, etwa 40 Prozent der alten Holzbalken wieder in das Fachwerk zu integrieren. Die Fenster wurden nach dem letzten noch erhaltenen originalen Befund wieder hergestellt. Das Weinberggebรคude kann nunmehr, abends auch beleuchtet, als Ergebnis einer denkmalgerechten Rekonstruktion und als ortsgeschichtliche Leistung betrachtet werden.

Sanierung. Foto: H.-Chr. Hoch
Am 1. Mai 2012 wurde die Einweihung mit allen beteiligten Handwerkern bei sommerlichem Wetter festlich begangen. Neben der Dankesrede des Eigentรผmers erfreute Tom Pauls in nachbarschaftlicher Verbundenheit das โPublikumโ mit der Rezitation sรคchsischer Balladen, ehe die Dresdner Flottenparade an der Festgesellschaft vorbei zog.ย Anschlieรend gab es ein zรผnftiges Essen im Park des Rosenhofes.
Dr. theol. Karl-Ludwig Hoch