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Jazz-Improvisation auf dem Papier
Hanns Schimansky zeigt im Leonhardi-Museum ein breites Spektrum grafischer Arbeiten

Dem in Berlin lebenden Kรผnstler Hanns Schimansky ( Jahrgang 19’49) ist im Dresdner Leonhardi-Museum eine umfangreiche Einzelausstellung gewidmet. Die Schau umfasst 70 Zeichnungen und groรformatige, teils farbige Faltungen aus jรผngster Zeit. Die Papierarbeiten verbinden grafische Einflรผsse mit dominierender Linie und objektbasierten Arbeiten.
Dass das Zeichnen und Falten fรผr den Kรผnstler ein sinnlicher Prozess ist, wird im unteren Ausstellungsraum durch die Dichte seiner Linien, Kรผrzel, Chiffren auf Papier und der gelungen Auswahl bei der Dramaturgie des Raumes besonders deutlich. Die Bildsprache scheint fรผr den Betrachter als komplexes Assoziationsgefรผge, dennoch spielerisch improvisiert. Die eingeschriebenen Linien, Flecke, Punkte lassen sich durchaus als Partituren lesen.
Hanns Schimansky, aufgewachsen in Stralsund und Rostock, studierte zunรคchst Landwirtschaft an der dortigen Universitรคt. Bildende Kunst eine Liebe auf dem zweiten Blick? Durch praktische Teilnahme an Zeichenzirkeln und Anregungen seines damaligen Lehrers, Johannes Mรผller, รถffnete sich fรผr ihn eine bisher unbekannte Welt. Zwischen 1977 und 1980 kreuzte der Dresdner Hochschullehrer und bekannte Grafik-Professor Gerhard Kettner die Wege von Hanns Schimansky. Er studierte inzwischen an der Akademie der Kรผnste in Ost-Berlin.
Berรผhmt fรผr seinen eigenwilligen Zeichenstil bekam der Kรผnstler bereits nach 1990 zahlreiche Stipendien u.a. das Stipendium Citรฉ Internationale des Arts Paris.
Seit 1998 ist er berufener Professor an der Kunsthochschule Berlin-Weiรensee. Seine grafischen Arbeiten, Gouachen und Zeichnungen lassen sich durchaus in Gemeinschaft neben exzellenten Arbeiten eines Werner Stรถtzer oder eines Wolfgang Leber (Berliner Schule)sehen. Vor zwei Jahren (2012) erhielt der Kรผnstler fรผr sein zeichnerisches Werk den Hans-Theo Richter Preis der Sรคchsischen Akademie der Kรผnste in Dresden.
Interessant fรผr den Besucher ist der Gang in die erste Etage des Museums. Schimanskys Zeichnungen korrespondieren auf eigenwillige Art und Weise mit den Gemรคlden des Museumsstifters Leonhardi: ein Treffen von Kรผnstlern aus verschiedenen Jahrhunderten. Die obere Reihe im groรen Saal zeigt unterschiedliche Faltungen, die im Zeitraum von 2004 bis 2013 entstanden sind. Die untere Sichtreihe gehรถrt der Linie mit insgesamt 31 Tuschzeichnungen. Diese Arbeiten tragen den klangvollen Titel: โMikrokanonisches Orchesterโ.
Manch ein gezeichnetes Blatt kรถnnte an eine Partitur, vielleicht eine kleine Kammermusik oder Etitude erinnern. Oder andere Papierarbeiten erinnern an alte Gartenplรคnen. Oder an einen Telegrafenmast. Der sinnliche Lust des Kรผnstlers am Spiel mit der Form und den unendlichen Mรถglichkeiten fรผr die Augen des Betrachters von Kunstwerken sind fast keine Grenzen gesetzt. Der Kunstwissenschaftler Eugen Blume, Laudator der Ausstellung:โ Durch Schimanskys Hand spricht das zittrige und ewig fragile atmende Dasein, das den Gesetzen in die Freiheit entkommen ist, wie der Jazz in seinem รคuรersten Spiel.โ
Eine empfehlenswerte Ausstellung. Bitte mit Geduld und Muse wappnen.
- Zu sehen bis zum 22. Juni 2014
- Leonhardi-Museum Dresden, Grundstraรe 26
- รffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von14 โ 18 Uhr
Sonnabend und Sonntag von 10 โ18 Uhr - Weitere Informationen auf der Website des Leonhardi-Museum Dresden
Angelika Guetter